GEDENKinstallation


 

Die Gedenkinstallation* am Haus Kunigundenstrasse 29  informiert über die in diesem Gebäude verstrickte Geschichte der Hermine Moos, der von ihr geschaffenen Almapuppe und der Schicksale seiner jüdischen Bewohner – zu denen auch die Familie Moos gehörte – zu Zeiten des Nationalsozialismus.
 
Als Platz für die Installation wurde die nördliche Ecke der Ostfassade des Hauses gewählt, direkt neben dem Wohnzimmerfenster der Wohnung von Nelly und Hans Limmer, in der früher die Familie Moos lebte. Das ist die Schnittstelle zwischen Aussenraum und Innenräumen, die Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind, die übermittelt werden soll. Der am Gartenzaun angebrachte QR-Code kann dem Betrachter der Installation den Weg zu den Einzelheiten dieser komplexen, elektronisch verzeichneten Geschichte öffnen.

Fensterelemente prägen den Charakter der Installation. Begleitet und überlagert werden sie von einem zweiten  tragenden Element, einer Pixelsilhouette der Almapuppe: eine schemenhafte Gestalt, die inspiriert wurde von einer historischen Fotografie eines unbekannten Urhebers (aus dem Besitz von J. Schreiber), auf dem die Almapuppe mit einem Fetischpüppchen auf der Hand vor besagtem Fenster zu sehen ist.


Die Elemente Fenster/Puppensilhouette bilden die Grundstruktur der gesamten Installation. In den Eisentafeln  verzeichnet sind die Namen der jüdischen Bewohner von K29. Auf diese Weise kehren sie zurück in ihre ehemalige Behausung, auf einen Platz mitten im heutigen Leben.
Die Installation fügt sich zusammen aus vier gleich großen Eisenplatten, in denen perforierte  Flächen mit Texten und Bildern sichtbar werden,  durch  Laserstrahl erzeugt. 
Einzig die untere rechte, die fünfte Tafel ist anders. Sie trägt erhabene horizontal  verlaufende geschlitzte Eisenprofile, die zu unterschiedlichen Zeiten, je nach Sonnenstand und Schattenwurf, die Ahnung eines Davidsterns entstehen und vergehen lassen. Dies verweist darauf, dass  die einzelnen Opfer des Naziterrors aus diesem Haus der jüdischen Schicksalsgemeinschaft zugehörig sind.


Die Installation als Ganzes kann den Eindruck von "Unabgeschlossenheit" – "Unfertigkeit" aufkommen lassen. Das ist beabsichtigt. Es soll keine statische Bildbotschaft übermittelt werden. Vielmehr kann die fragmentarische, "unfertige" Anlage des Tafelbildes auch Raum lassen für offene, wechselnde Blicke auf Vergangenheit und Zukunft des hundertjährigen Hauses.

Als Material der Installation sind Platten aus kalt gewalztem Stahl verwendet worden, in die Texte und die Silhouette der Almapuppe als Pixelgestalt mit dem Laserstrahl eingeschnitten wurden. Die fast unbehandelten Eisenplatten werden im Laufe der Zeit eine Patina entwickeln, die sie bald mit der Altersfarbe
des Hauses zu einer Einheit verschmelzen lassen werden. Um die Texte gut lesen zu können, empfehlen wir, den Standort gegenüber den verschieden geneigten Tafeln gelegentlich zu ändern.
Es würde uns freuen, wenn das helfen könnte, diese Installation und die Geschichte, die sie berichtet, aus wechselnden Perspektiven wahrzunehmen.

Anne Carina Völkel und Marco Krechel, 22.1.2015


*Witterungsbedingt erst ab Mai 2015 am Haus Kunigundenstraße 29



QR-Code an der Straßenfront zum Abscannen für Passanten