Briefe ins Gestern - AN HERMINE MOOS

von Nelly Limmer



Vorwort


Die "Briefe ins Gestern" hat Nelly Limmer verfasst. Das bin ich. Ich bin fast 8o Jahre alt, wohne mit der Familie seit 40 Jahren in der ehemaligen Wohnung von Hermine Moos, die in unserm Wohnzimmer 1918/19 die derweilen berühmte Almapuppe für Oskar Kokoschka schuf. Die Recherchen über sie brachten ans Licht, dass in unserer Wohnung während der Nazizeit außer ihrer Familie noch andere Juden gelebt haben, die alle deportiert und umgebracht wurden.

Die Auseinandersetzung mit den Schicksalen dieser Menschen führten die Initiatoren aus K 29 zu einer Gedenkinstallation am Haus und  mich nach viel innerer Unruhe zu einer besonderen Form der persönlichen Kontaktaufnahme zu Hermine Moos, die längst tot. Ich schrieb posthume Briefe an sie. Das hat mir geholfen in Balance zu kommen mit all diesen grausamen Schicksalen, und dem Leser werden sie es vielleicht leichter machen, sich mit unser aller Vergangenheit, der entfernteren, der näheren, erneut zu befassen.


Ich hoffe, dass durch meine Briefe die Adressatin als Mensch und ihr Schicksal in der Zeit, in der sie lebte, etwas sichtbarer, gegenwärtiger geworden ist.

Und ab und an werde ich ihr wieder schreiben und vielleicht wird sie auch antworten.

 

Nelly Limmer, 6.Januar 2015